José F. A. Oliver

Foto: Foto: Erich Malter

Übersetzte Sprachen

Spanisch

Teilnahmen

2016

Jurymitglied

Preisträger

Übersetzte Autoren

Federico García Lorca

Lebenslauf

„Es gibt Orte, wo Geschichte unausweichlich ist, wie ein Autobahnunfall – Orte, wo die Geographie Geschichte provoziert. Ein solcher Ort ist Istanbul alias Konstantinopel alias Byzanz. Eine wildgewordene Verkehrsampel, bei der alle drei Farben zugleich aufflackern.“ So charakterisierte der Literaturnobelpreisträger und ausgewiesene Istanbul-Skeptiker Joseph Brodsky 1985 die türkische Metropole. Und wie ergeht es den europäischen Istanbul-Besuchern heute? Der lyrische Wortschatzgräber und poetische „Fahrtenschreiber“ José F. A. Oliver hat im Rahmen eines Stipendiums an der Kulturakademie Tarabya 2013 Istanbul besucht und in seinem neuen Buch in Kurz- und Langgedichten, atemlosen Protokollen, Briefen und Fotografien die Vielgestaltigkeit der Metropole dokumentiert. In sehr sinnlichen Texten, die den eigenen Körperrhythmus und den Rhythmus der Stadt synchronisieren.

José F. A. Olivers Poesie lebt von der Verschmelzung unterschiedlichster Kulturen und Traditionen. 1961 in Hausach im Schwarzwald geboren, hat der Sohn einer spanischen Gastarbeiterfamilie seine Verortung in seinem „andalusischen Schwarzwalddorf“ zur Inspirationsquelle einer kosmopolitischen Poesie gemacht, die zwischen mehreren sprachlichen Heimaten vagabundiert – zwischen dem Deutschen, dem Alemannischen, dem Kastilischen und dem Andalusischen. Seit 1998 ist er Kurator des Literaturfestivals „LeseLenz“ in Hausach. Von dort aus ist José F. A. Oliver oft in die Welt aufgebrochen, z. B. 2002 als Gastprofessor nach Boston, 2004 als Stadtschreiber nach Kairo und mehrfach als Vortragender nach Lateinamerika und Europa. Die unmittelbare sinnliche Anschauung ist das Fundament seiner poetischen Einbildungskraft, mit seiner bildreich tastenden Sprache erkundet er die Poesie fremder Orte. (M. B.)

Auszeichnungen

Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (1989), Adelbert-von-Chamisso-Preis (1997), Dresdner Stadtschreiber (2001), Stadtschreiber in Kairo (2004), Kulturpreis Baden-Württemberg (2007), Thaddäus-Troll-Preis (2009), Joachim-Ringelnatz-Preis (2012), Stipendium der Kulturakademie Tarabya, Istanbul (2013), Basler Lyrikpreis (2015), Hebeldank des Hebelbundes Lörrach (2016).

Übersetzungen

  • Federico García Lorca: „sorpresa, unverhofft. Ausgewählte Gedichte 1918–1921“, Hochroth, Berlin 2015

Eigene Werke

  • „Auf-Bruch“, Gedichte, Das Arabische Buch, Berlin 1987
  • „Heimatt und andere fossile Träume“, Gedichte, Das Arabische Buch, Berlin 1989
  • „Vater unser in Lima“, Gedichte, Heliopolis, Tübingen 1991
  • „Gastling“, Gedichte, Das Arabische Buch, Berlin 1993
  • „Austernfischer, Marinero, Vogelfrau. Liebesgedichte und andere Miniaturen“, Das Arabische Buch, Berlin 1997
  • „fernlautmetz“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2000
  • „nachtrandspuren“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002
  • „finnischer wintervorrat“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005
  • „unterschlupf“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2006
  • „Mein andalusisches Schwarzwalddorf“, Essays, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2007
  • „fahrtenschreiber“, Gedichte, Suhrkamp, Berlin 2010
  • „Fremdenzimmer“, Essays, Weissbooks, Frankfurt a. M. 2015
  • „21 Gedichte aus Istanbul, 4 Briefe und 10 Fotow:orte“, Matthes & Seitz, Berlin 2016