aus dem Rumänischen

übersetzt von Oskar Pastior

Vor langer, langer Zeit, damals, als die Menschen, so wie sie uns heute begegnen, noch im Keime der Zukunft beschlossen lagen, damals, als Gott noch zu Fuß über die steinigen Erdenwüsten wandelte – in jenen alten Zeiten lebte ein Kaiser, der war nachdenklich und finster wie die Mitternacht, und seine Gemahlin, die Kaiserin, war jung und heiter wie das helle Herz des Tages.

Seit fünfzig Jahren führte der Kaiser Krieg gegen einen seiner Nachbarn. Der war gestorben und hatte seinen Söhnen und Enkeln den Hass und den blutigen Hader als Erbteil hinterlassen. Fünfzig Jahre, und der Kaiser lebte einsam wie ein greiser Lowe, erschöpft von Kämpfen und Kümmernissen – ein Kaiser, der sein Lebtag nie gelacht hatte, der weder beim unschuldigen Gesang eines Kindes sich aufheiterte, noch wenn seine junge Gemahlin ihm liebevoll zulächelte, und auch dann nicht, wenn die in Schlachten und Kriegsnot ergrauten Soldaten Mären und Schwänke erzählten. Ihm war schlecht zumute, er fühlte den Tod nahen, und niemand war da, dem er sein haßerfülltes Erbe hinterlassen konnte.

Traurig erhob er sich vom kaiserlichen Nachtlager, von der Seite der jungen Kaiserin – von dem goldenen, aber ungesegnet gebliebenen Bett -, traurig zog er und ungestillten Herzens in den Krieg, und die Kaiserin, da sie allein blieb, beklagte mit Witwentränen ihre Einsamkeit. Das Haar, gelb wie lauteres Gold, fiel über die weiße Wölbung ihrer Brust, und aus ihren blauen und großen Augen liefen Ketten von wasserblauen Perlen über ein Antlitz, das weißer war als der Silberschein der Lilie. Tiefe Schattenringe lagen um die Augen, und blaue Äderchen durchzogen das weiße Gesicht wie lebender Marmor.

Sie erhob sich vom Lager, und vor einer Nische, wo das silberbeschlagene Bild der Schmerzensmutter über einem rußenden Öllicht wachte, sank sie auf den Steintreppen nieder. Und von den Gebeten der knienden Kaiserin gerührt, füllten sich die Lider des kalten Bildes, und aus dem schwarzen Auge der Muttergottes lief eine Träne. Die Kaiserin stand auf in ihrer stattlichen Gestalt, berührte mit ihren trockenen Lippen die kalte Trane und sog sie auf bis in die Tiefe der Seele. Und von Stund an ging sie schwanger.

Ein Monat ging ins Land, zwei Monate gingen ins Land, neun Monate gingen ins Land, und die Kaiserin brachte einen Knaben zur Welt, weiß wie der Schaum auf der Milch, und sein Haar war licht wie die Strahlen des Mondes. Der Kaiser lächelte, auch die Sonne lächelte in ihrem feurigen Reich, ja sie blieb sogar am Himmel stehen, daß es drei Tage lang keinen Abend gab, sondern lauter helle Freude – Wein floß aus angezapften Fässern, und die Jauchzer erfüllten das Himmelsgewölbe. Die Mutter aber gab ihm den Namen: Prinz Furchtlos aus der Träne. Und er wuchs heran und wurde groß wie die Tannen im Walde. Er wuchs in vier Wochen wie andere in einem Jahr.

Als er groß genug war, ließ er sich einen eisernen Streitkolben schmieden, warf ihn hoch, daß er das Himmelsgewölbe teilte, fing ihn mit dem kleinen Finger auf, und der Streitkolben brach entzwei. Da ließ er sich einen schwereren schmieden – er warf ihn hoch, fast bis ans Wolkenschloß des Mondes; als er aus den Wolken herabfiel, brach er am Finger des kühnen Jünglings nicht entzwei. Da nahm Prinz Furchtlos Abschied von den Eltern und zog aus, allein mit den Heeren des Kaisers zu kämpfen, der seinen Vater befehdete. Über den edlen Leib zog er Hirtenkleider, ein Seidenhemd, das seine Mutter unter Tränen gewoben hatte, setzte sich einen schmucken Blumenhut auf, mit Bändern und Perlen, die Kaisertöchtern vom Hals gerissen waren; in den grünen Gürtel steckte er eine Flöte für die Klage-Doina und eine andere für die Freuden-Hora; und als die Sonne zwei Lanzenlängen gestiegen war, zog er hinaus in die weite Welt, seinen kühnen Taten entgegen.

Unterwegs spielte er die Hora und die Doina und warf den Streitkolben, daß die Wolken zerstoben und er wohl eine Tagwanderung weiter niederfiel. Die Täler und die Berge staunten über seine Lieder, die Gewässer schlugen höhere Wogen, um ihm zu lauschen, die Quellen trübten sich am Grund, damit sie in Wellen hervorsprudelten und jede einzelne ihn höre, damit jede einzelne klingen möge wie er, wenn sie Tälern und Blumen zuflüsterten.

Talwärts murmelten die Bache an wehmütigen Felsen und lernten vom Kaiser-Hirten die Liebesweise; und die Adler, die regungslos auf dem kahlen, grauen Scheitel der hohen Felsen standen, lernten von ihm den schluchzenden Schrei der Klage.

Alles hielt den Atem an, wo der Kaiser-Hirtenknabe vorbeiging und auf den Flöten seine freudigen und wehmütigen Weisen blies; in die schwarzen Augen der Mädchen stiegen Tränen der Sehnsucht, und die Brust der jungen Hirten, die an den Felsen lehnten und sich mit einer Hand auf den Hirtenstab stützten, schwoll in einem tieferen, dunkleren, größeren Drang – dem Drang zur Kühnheit!

Alles stand still, aber Prinz Furchtlos schritt unentwegt aus, mit dem Lied seinem Herzensdrang folgend und mit den Blicken dem Streitkolben, der in den Wolken und Lüften blinkte wie ein stählerner Adler, wie ein wunderbarer Stern.

Als der dritte Tag sich zum Abend neigte, schlug der Streitkolben im Niederfallen gegen ein kupfernes Tor, daß es laut und lange erdröhnte. Das Tor war zerschmettert, der kühne Jüngling trat ein. Zwischen den Bergen war der Mond aufgegangen und spiegelte sich in einem großen See, der war klar wie der wolkenlose Himmel. So klar war sein Wasser auf seinem Grunde, daß man goldenen Sand glitzern sah; in der Mitte aber, auf einer Insel von Smaragd, umgeben von einem grünen und buschigen Wäldchen, ragte ein stolzer Palast aus Marmorstein auf, weiß wie Milch, glänzend und hell – so glänzend, daß seine Mauern wie ein Silberspiegel Wald und Wiese, See und Ufer zurückwarfen. Ein goldner Kahn wartete auf den klaren Wellen des Sees neben dem Tor; und durch die reine Abendluft zitterten vom Palast her edle, sorglose Lieder, Prinz Furchtlos stieg in den Kahn, ruderte über den See und legte an den Marmorstuten des Palastes an. Im Treppengewölbe hingen hundertarmige Leuchter, und in jedem Arm brannte ein Feuerstern. Er trat in den Saal. Der Saal war hoch; Säulen und Pfeiler, alle aus Gold, stützten seine Bogen, und in der Mitte stand eine prächtige weißgedeckte Tafel mit Schüsseln, die jede aus einer einzigen großen Perle geschliffen war; und die Bojaren an der Tafel, in goldgewirkten Kleidern, auf Sesseln von rotem Samt, waren schön wie die Jugend und fröhlich wie die Freuden-Hora. Besonders einer unter ihnen, um dessen Stirne sich ein diamantenbesetzter Goldreif wand und der ein glänzendes Gewand trug, war schön wie der Mond in einer Sommernacht. Prinz Furchtlos war aber noch schöner.

„Willkommen, Prinz Furchtlos!“ sagte der Kaiser, „ich habe von dir gehört, aber von Angesicht zu Angesicht sah ich dich noch nicht.“

„Einen guten Abend, Kaiser, – obwohl ich befürchte, daß ich dich nicht im Guten verlassen werde, denn ich bin gekommen, damit wir im Kampf uns messen. Allzuviel Ränke hast du gegen meinen Vater geschmiedet.“

„O nein, ich habe keine Ränke gegen deinen Vater geschmiedet, sondern immer einen gerechten Kampf geführt. Mit dir jedoch werde ich mich nicht schlagen, sondern lieber sollen die Musikanten aufspielen und die Mundschenke die Becher mit Wein füllen, und wir wollen Blutsbrüderschaft trinken fürs ganze Leben.“

Und die beiden Kaisersöhne umarmten sich unter dem Jubel der Bojaren, tranken sich zu und hielten Rat.

Sagte der Kaiser zu dem Prinzen Furchtlos: „Vor wem auf der Welt fürchtest du dich am meisten?“

„Vor niemand auf der Welt, außer Gott. Und du?“

„Ich auch vor niemand, außer Gott und der Waldmuhme, ein altes und häßliches Weib, das durch mein Land zieht mit dem Sturm im Bunde. Wo sie vorbeikommt, verdorrt die Erde, verschwinden die Dörfer wie Spreu, stürzen Städte und Märkte zusammen. Wohl bin ich gegen sie ins Feld gezogen, doch ausgerichtet hab’ ich nichts. Damit sie mir nicht das ganze Land verwüste, war ich gezwungen, mit ihr einig zu werden und als Entgelt ihr jedes zehnte Kind meiner Untertanen zu geben. Und heute kommt sie und holt sich ihren Tribut.“

Als es Mitternacht schlug, verdüsterten sich die Gesichter der Tischgäste: denn mitternächtig, zu Pferde, mit brausenden Windsflügeln, verrunzelt wie von Wildbächen zerfressenes Gestein und anstelle des Haares einen ganzen Wald, heulte die Waldmuhme, die tollwütige, durch die rabenschwarze Luft. Ihre Augen – trübe Nacht; ihr Mund – ein gähnender Schlund; ihre Zähne – zwei Reihen Mühlensteine.

Als sie heranbrauste, packte Prinz Furchtlos sie um die Hüfte und warf sie mit aller Kraft in einen großen Steinmörser; über den Mörser wälzte er einen Felsbrocken und band ihn ringsherum mit sieben Eisenketten fest. Drinnen zischte und wand sich die Alte wie der Wind — aber es half ihr nichts.

Er kam zum Festmahl zurück. Da, durch die Fenstergewölbe, im Mondlicht, erblickten sie zwei langgestreckte Wasserberge. Was war das? Die Waldmuhme zog, da sie nicht heraus konnte, mitsamt ihrem Steingehäuse durch den See und pflügte den Wasserspiegel hinter sich berghoch auf. So lief sie davon, ein rasendes Felsungetüm, brach sich den Weg durch die Wälder, riß den Erdboden auf in einer riesigen Spur, bis sie in der Tiefe der Nacht verschwand.

Prinz Furchtlos aß und trank noch eine Weile; dann aber schulterte er den Streitkolben und ging los, immer der Spur nach, die der Steinmörser gezogen hatte, bis er an ein schönes weißes Haus kam, das im Mondlicht inmitten eines Blumengartens erglänzte. Die Blumen standen in grünen Beeten und leuchteten blau, dunkelrot und weiß, und zwischen ihnen schwärmten und schwebten leichte Falter wie funkelnde Goldsterne. Duft, Licht und ein leises, süßes endloses Lied, das aus dem Taumel der Falter und der Bienen kam, hüllten den Garten und das Haus in ihren Rausch. Neben dem Hausflur standen zwei Wasserfässer – und auf der Schwelle saß ein schönes Mädchen und spann. Ihr weißes langes Gewand schien eine Wolke von Licht und Schatten, und Goldhaar waren die Flechten auf ihrem Rücken, während ein Kranz Maiglöckchen die ebene Stirne umgab. So, von den Mondstrahlen erhellt, schien sie in goldenen Glast getaucht. Ihre Finger wie weißes Wachs spannen von einem goldenen Rocken; und aus dem Büschel Silberwolle drehte sie einen Faden weiße, glänzende Seide, der eher einem lebenden hauchzarten Mondstrahl glich, der die Lüfte durcheilt, als einem Spinnfaden. Prinz Furchtlos kam mit leichtem Schritt; das Mädchen blickte auf: die Augen waren blau wie Wellen auf dem See.

„Willkommen, Prinz Furchtlos“, sprach sie und blickte ihn offen mit halbgesenkten Lidern an. „Wie lange schon habe ich von dir geträumt. Während meine Finger an einem Faden spannen, spannen meine Gedanken an einem Traum, einem schönen Traum, darin wir einander liebten, ich und du; Prinz Furchtlos, von einem silbernen Wickel habe ich gesponnen, und wollte dir ein Kleid weben, guter Zaubersegen die Kette, Glück der Schuß, damit du es trägst … damit du mein bist in Liebe. Aus meinem Gespinst, wie machte ich ein Kleid für dich, aus meinen Tagen ein Leben voller Lust.“

Und so, wie sie ihn hingegeben anblickte, entglitt die Spindel ihrer Hand, und der Rocken fiel neben sie hin. Sie stand auf und ließ, als schäme sie sich ihrer Worte, die Arme hängen, wie ein schuldiges Kind; aus den großen Augen blickte sie zu Boden. Er trat zu ihr, mit einer Hand umfing er sie und mit der anderen strich er langsam über Stirne und Haar. Und er flüsterte:

„Wie schön bist du, wie bist du mir lieb! Wem gehörst du, mein Mädchen?“

„Der Waldmuhme“, entgegnete sie seufzend; „wirst du mich nun lieben, da du weißt, wem ich gehöre?“

Sie legte ihre beiden entblößten Anne um seinen Nacken und sah ihm lange ins Gesicht, rief in die Augen.

„Was schert es mich, wem du gehörst“, sagte er, „genug, daß ich dich liebe.“

„Wenn du mich liebst, dann laß uns fliehen“, sagte sie und schmiegte sich noch enger an seine Brust, „die Mutter würde dich töten, wenn sie dich fände; und wenn du stürbest, verlöre ich die Sinne oder ich stürbe auch.“

„Sei ohne Angst“, sagte er lächelnd und löste sich aus ihrer Umarmung. „Wo ist die Alte?“

„Seitdem sie wieder hier ist, windet sie sich im Steinmörser, in den du sie gesperrt hast, und nagt mit den Eckzähnen an den Ketten, die sie gefangen halten.“

„Was schert es mich“, sagte er und wollte fort, sie zu suchen, sie zu sehen.

„Prinz Furchtlos“, sagte das Mädchen, und zwei große Tränen erglänzten in ihren Augen, „geh noch nicht fort. Ich will dich lehren, wie wir es anstellen, damit du meine Mutter besiegst. Siehst du diese beiden Fässer? Das eine ist mit Wasser gefüllt, das andere ist gefüllt mit Kraft. Wir wollen sie vertauschen, das eine tun wir auf den Platz des anderen. Die Mutter, kämpft sie mit ihren Widersachern, ruft, wenn sie ermüdet: ,Halt ein, trinken wir doch ein Schlückchen Wasser! Dann trinkt sie Kraft, während der Widersacher nichts als Wasser trinkt. Und deshalb vertauschen wir die Fässer; sie weiß nichts davon, und während des Kampfes mit dir wird sie nur Wasser trinken.“ Wie gesagt, so getan. Er fuhr hinters Haus.

„Wie geht’s dir noch. Alte?“ rief er.

Die Alte, wie von der Tarantel gestochen, bäumte sich giftig im Mörser auf, daß die Ketten zerrissen, und schoß hervor, dünn und lang bis hoch in die Wolken.

„Ach! Gut, daß du mir gekommen bist, Prinz Furchtlos!“ sagte sie und zog sich wieder zusammen … „So nun, auf in den Kampf, jetzt wird sich zeigen wer der Stärkere ist.“

„Los!“ sagte Prinz Furchtlos.

Die Alte packte ihn um die Hüfte, zog sich in die Länge, daß er mit ihr bis in die Wolken fuhr, dann schmetterte sie ihn zu Boden, daß er bis zu den Knöcheln einsank. Prinz Furchtlos schmetterte sie nieder, daß sie bis zu den Knien in der Erde stak.

„Halt ein, trinken wir doch ein Schlückchen Wasser“, sagte erschöpft die Waldmuhme.

Sie hielten ein und verschnauften. Die Alte trank Wasser, Prinz Furchtlos trank Kraft, und durch alle seine Glieder und alle seine geschwächten Adern rann heiß und kalt zugleich ein ungelöschtes Feuer. Mit verdoppelter Kraft, mit eisernen Armen packte er die Alte um die Mitte, riß sie hoch und stampfte sie bis zum Hals in den Boden. Dann schlug er mit dem Streitkolben zu, daß ihr Gehirn in alle Winde stob. Der Himmel bedeckte sich mit grauen Wolken; kalt begann der Wind zu stöhnen und rüttelte am kleinen Haus, daß es wankte und in allen Fugen krachte. Rote Schlangen zerfetzten blitzend den dunklen Wolkenschoß, es goß wie aus heulenden Schaffern, und nur der Donner orgelte tief wie eine Weissagung der Vernichtung. Und in der dichten und weglosen Finsternis sah Prinz Furchtlos einen silbernen Schatten mit gelöstem Goldhaar umherirren, die Hände erhoben und blaß. Er näherte sich und nahm das Mädchen in die Arme. Schreckensstarr sank sie wie tot an seine Brust und barg dort ihre kalten Hände. Um sie zu erwecken, küßte er sie auf die Augen.

Die Wolken am Himmel rissen in Stücke – feuerrot kam der Mond hinter klaffenden Spalten hervor; doch an seiner Brust konnte Prinz Furchtlos zwei blaue, klare und erstaunte Sterne aufblühn sehen, die Augen seiner Braut. Er nahm sie auf die Arme und lief durch den Sturm. Sie hielt den Kopf an seine Brust geschmiegt und schien zu schlafen. Beim Garten des Kaisers legte er sie in den Kahn und führte sie wie in einer Wiege über den See, dann rupfte er im Garten Gras, duftendes Heu und Blumen und schichtete ein Bett, darein er sie wie in ein Nest legte.

Der Sonne, als sie im Osten aufging, wurde warm ums Herz bei diesem Anblick. Die regennassen Kleider hatten sich an die süßen und wohlgerundeten Glieder des Mädchens geschmiegt; ihr Gesicht, fahl und durchsichtig wie das weiße Wachs, die kleinen Hände auf der Brust vereint, das gelöste Haar, das sich auf ihrem Busen teilte, die großen Augen geschlossen und tief umschattet, so war sie schön, aber man mußte sie für tot halten. Über ihre glatte weiße Stirne streute Prinz Furchtlos ein paar blaue Blumen, dann setzte er sich neben sie und begann leise auf seiner Flöte die Doina zu blasen. Der klare Himmel – ein Meer, die Sonne – ein Feuerantlitz, die erfrischten Gräser, der feuchte Geruch der belebten Blumen umgaben sie in ihrem langen sanften Schlaf, und aufihren Traumwegen begleitete sie die schluchzende Stimme der Flöte. Als die Sonne im Mittag stand, schwieg die Natur; und Prinz Furchtlos horchte hinein in ihren ruhigen, warmen und lebendigen Atem. Langsam beugte er sich über ihr Gesicht und küßte sie.

Da tat sie die noch traumverhangenen Augen auf, dehnte sich schläfrig und sagte leise, lächelnd:

„Du bist hier?“

„O nein, ich bin nicht hier, wo siehst du mich denn?“ sagte er, und Tränen des Glücks traten ihm in die Augen. Und wie er so neben ihr saß, streckte sie den Arm aus und legte ihn um seine Hüfte.

„Komm, steh auf“, sagte er und liebkoste sie, „die Sonne steht hoch am Himmel.“ Sie stand auf, strich sich das Haar aus der Stirne und warfes über die Schultern. Er nahm sie um die Mitte, sie nahm ihn um den Hals, und so gingen sie durch die Blumenbeete und betraten den Marmorpalast des Kaisers. Er führte sie vor den Kaiser und sagte ihm, daß dieses seine Braut sei. Der Kaiser lächelte, dann nahm er Prinz Furchtlos bei der Hand, als wolle er ihm heimlich etwas sagen, und zog ihn beiseite zu einem großen Fenster, das auf den weiten See blickte. Aber er sagte nichts, sondern schaute nur ergriffen in den Glanz des Sees, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Ein Schwan hatte seine Schwingen erhoben wie silberne Segel und teilte, den Kopf ins Wasser getaucht, den heiteren Spiegel des Sees.

„Du weinst, Kaiser?“ sagte Prinz Furchtlos. „Weswegen?“ „Prinz Furchtlos“, sagte der Kaiser, .,die Wohltat, die du mir erwiesen hast, kann ich dir selbst mit dem Augenlicht nicht bezahlen, wie teuer es mir auch ist; und trotzdem will ich nun noch mehr von dir verlangen.“

„Was kann das sein, Kaiser?“

„Siehst du den Schwan dort, der sich nach den Wellen verzehrt? Ich bin jung und müßte das Leben lieben, und dennoch, wie oft schon suchte ich ihm ein Ende zu machen! Ich liebe ein schönes Mädchen mit versonnenen Augen, süß wie die Träume des Meers – die Tochter des Hornung, ein stolzer wilder Mann, der in den Alten Wäldern lebt und jagt. Oh, und wie hart ist der, und wie schön seine Tochter! Jeder Versuch, sie ihm zu entführen, war vergeblich. Versuche du es!“

Und gerne wäre Prinz Furchtlos noch geblieben; aber die Blutsbrüderschaft war ihm teuer wie jedem Getreuen, teurer als die Tage seines Lebens, teurer als die Braut.

„Erlauchter Kaiser, wenn du im Leben Glück gehabt hast, so ist dieses dem größtes: daß Prinz Furchtlos dir in Blutsbrüderschaft verbunden ist. So sei es: Ich gehe, die Tochter des Hornung zu entführen!“

Und er wählte sich flinke Pferde aus, Pferde dem Wind verwandt, und war fertig zum Aufbruch. Da flüsterte seine Braut – Ileana hieß sie – ihm unter süßen Küssen ins Ohr: „Denke stets daran, Prinz Furchtlos: solange du ferne bist von hier, werde ich immer nur weinen.“ Er sah sie voller Mitleid an, er streichelte sie – doch dann löste er sich aus ihren Armen, schwang sich in den Sattel und zog hinaus in die Welt.

Er kam durch weglose Wälder, über Berge mit beschneiten Stirnen; und wenn zwischen alten Felsen der fahle Mond wie das Antlitz eines toten Mädchens aufging, dann sah er hin und wieder ein riesiges Laken vom Himmel hängen, dessen Saum wohl eine Bergesspitze umhüllte – ein zerschlissenes Dunkel, eine Vergan­genheit in Ruinen, ein Schloß, gesunken in Schutt und Trümmer.

Da der Tag anbrach, wurde Prinz Furchtlos gewahr, daß die Gebirgskette sich zu einem grünen weiten Meer hin öffnete. Das wogte und glänzte in tausend hellen Wellen, die leise und melodisch das Licht siebten und läuterten, bis sich der Blick in der Bläue des Himmels und im Grün des Meeres verlor. Wo die Gebirgskette aufhörte, lotrecht über dem Meer, spiegelte sich unten ein mächtiger Granitfelsen, aus dem wie ein weißes Nest eine schone Burg aufstieg, so weiß, daß sie mit Silber überzogen schien. Zwischen den Mauerpfeilern taten sich funkelnde Fenster auf, und aus einem der offenen Fenster blickte zwischen Blumentöpfen ein Mädchenkopf hervor, dunkel und träumerisch wie eine Sommernacht. Es war die Hornungstochter.

„Willkommen, Prinz Furchtlos“, sagte sie, verschwand aus dem Fenster und öffnete die Tore des prächtigen Schlosses, in welchem sie allein wohnte wie ein Genie in der Wüste, „heute nacht kam mir vor, ich spräche mit einem Stern, und der Stern hat mir gesagt, daß du vom Kaiser kommst, der mich liebt.“

Im großen Saal des Schlosses, inmitten der Herdasche, hockte ein siebenköpfiger Kater. Wenn er mit einem Kopf brüllte, so hörte man es einen Tagesritt weit, und wenn er mit allen sieben Köpfen brüllte, hörte man ihn über sieben Tagesritte hinweg.

Hornung hatte sich auf seiner wilden Jagd einen Tagesritt weit entfernt. Prinz Furchtlos ergriff das Mädchen, hob es aufs Pferd, und schon flogen die beiden wie kaum sichtbare Luftgespinste die leere Meeresküste entlang.Aber Hornung, der große und starke Mann, besaß ein Wunderpferd mit zwei Herzen im Leibe. Der Kater im Schloß miaute mit einem Kopf, und Hornungs Pferd wieherte mit seiner kupfernen Stimme.

„Was gibt es?“ fragte Hornung das Wunderpferd, „Juckt dich der Hafer?“

„Nein, nicht der Hafer juckt mich, aber dich wird er was anderes ganz böse jucken. Prinz Furchtlos hat deine Tochter geraubt.“

„Müssen wir uns sputen, um sie zu ereilen?“

„Sputen wir uns, doch nicht zu sehr, denn wir können sie ereilen.“

Hornung schwang sich aufs Pferd und flog wie der alte Schrecken hinter den Flüchtigen einher. Bald erreichte er sie. Mit dem Prinzen Furchtlos zu kämpfen, das vermochte er nicht, denn Hornung war gottesfürchtig, und seine Kraft erwartete er nicht von den Geistern der Finsternis, sondern von Gott.

„Prinz Furchtlos“, sagte Hornung, „gar schön bist du, und du tust mir leid. Diesmal laß ich dich laufen, aber ein andermal. . . denke dran!“ Und er nahm sich die Tochter und verschwand mit ihr im Wind, als sei er nie dagewesen.

Prinz Furchtlos jedoch kannte wahrlich keine Furcht und wußte auch den Weg zurück. Er kehrte um und fand das Mädchen wieder allein, aber noch bleicher und vom Weinen noch verson­nener; es war, als ob sie noch schöner geworden sei. Hornung war wieder auf der Jagd, zwei Tagesritte weit. Prinz Furchtlos nahm sich frische Pferde, aus Hornungs eigenem Stall. Diesmal brachen sie in der Nacht auf. Sie glitten dahin, wie die Mondstrahlen über die tiefen Wellen des Meeres gleiten, flohen durch die unwirtliche und kalte Nacht wie zwei liebe Träume; und dazu hörten sie das lange zweifache Miauen des Katers aus der Herdasche im Schloß. Dann war ihnen, als ob sie nicht mehr weiter könnten, gleich jenen, die im Traum fliehen wollen und dennoch nicht von der Stelle kommen. Und dann hüllte sie eine Staubwolke ein, denn Hornung kam herangestürmt, daß der Erdboden erzitterte. Angst stand auf seinem Gesicht, finster blickte er drein. Und ohne ein einziges Wort packte er den Prinzen Furchtlos und schleuderte ihn hoch in die schwarzen und gewitterschweren Wolken des Himmels. Dann nahrn er seine Tochter mit und verschwand.

Prinz Furchtlos verbrannte in den Blitzen; bloß eine Handvoll Asche fiel von ihm in den heißen und trockenen Sand der Wüste. Aber aus seiner Asche entsprang ein klarer Quell, der floß in einem diamantnen Sandbett; zu beiden Seiten wuchsen hohe, grüne und buschige Bäume und verbreiteten kühlen, duftigen Schatten. Hätte jemand die Stimme des Quells verstanden, er hätte begriffen, daß sie wie eine lange wehmütige Doina um Ileana, die blonde Kaiserbraut, trauerte. Aber wer sollte in einer Wüste, die kein Menschenfuß bis dahin betreten hatte, die Stimme eines Quells verstehen?

In jenen Zeiten wanderte Gottes Sohn noch selber über die Erde. Eines Tages tauchten zwei Wanderer in der Wüste auf. Gewand und Antlitz des einen leuchteten wie das helle Licht der Sonne; der andere, bescheiden, schien bloß ein Schatten jenes erleuchteten. Es waren der Herr und Sankt Peter. Da tauchten sie ihre Füße, vom Wüstensand erhitzt, ins kühle und klare Bäch­lein, das aus der Quelle kam. Wasseraufwärts teilten ihre Knöchel die Wellen bis zum beschatteten Quell. Dort trank der Herr vom Wasser und wusch sein heiliges lichtes Antlitz und seine wundertätigen Hände dann. Dann setzten sich die beiden in den Schatten, der Herr gedachte seines Vaters im Himmel, und Sankt Peter lauschte verloren der Doina aus dem weinenden Quell. Als sie aufstanden, um weiterzugehen, sagte Sankt Peter:

„Herr, laß aus dieser Quelle werden, was sie vormals war.“

„Amen!“ sagte der Herr, hob seine heilige Hand, und dann gingen sie fort, dem Meer zu, ohne sich umzublicken.

Wie durch Zauberhand verschwanden die Quelle und die Bäume ringsum, und Prinz Furchtlos, als sei er eben aus einem langen Schlaf erwacht, sah um sich. Da erblickte er die erleuchtete Gestalt des Herrn, der ging auf den Wellen des Meeres, die sich vor ihm glätteten, so daß es aussah, als ginge er auf dem Trockenen, und Sankt Peter hinter ihm, dem es nach Menschenart keine Ruhe gab, bis er sich umblickte und dem Prinzen Furchtlos zunickte. Der folgte ihnen mit dem Blick, bis Sankt Peter in der Ferne verschwunden war und man nur noch die erleuchtete Gestalt des Herrn sehen konnte, die einen Lichtstreifen auf den Wasserspiegel warf, so daß, hätte die Sonne nicht im Mittag geständen, man glauben mochte, sie gehe eben unter! Er begriff das Wunder seiner Belebung und kniete nieder, dem Sinken jener göttlichen Sonne zugewandt. Doch dann fiel ihm ein, daß er versprochen hatte, Hornungs Tochter zu entführen; und was der Getreue verspricht, das läßt er schwerlich ungetan. So brach er also auf, und gegen Abend erreichte er Homungs Schloß, das wie ein Riesenschatten im Abenddunkel aufragte. Er trat ein … Hornungs Tochter weinte. Doch als sie ihn erblickte, erhellte sich ihr Gesicht, so wie eine Welle im Lichtstrahl aufleuchtet. Er erzählte ihr, wie er wieder zum Leben erweckt worden war; da sagte sie: „Entführen kannst du mich nicht, solange du nicht ein Pferd hast, das dem meines Vaters gleicht, denn dieses hat zwei Herzen im Leibe; ich aber werde ihn heute abend fragen, woher er sein Pferd hat, damit auch du dir ein solches holst. Einstweilen jedoch, damit mein Vater dich nicht findet, werde ich dich in eine Blume verwandeln.“ Er setzte sich auf einen Stuhl, und sie flüsterte einen milden Zauberspruch; und als sie ihn auf die Stirne küßte, verwandelte er sich in eine dunkelrote Blume von der Farbe reifer Weichsein. Das Mädchen stellte sie zwischen die Blumen am Fenster und sang vor Freude, so daß der Palast ihres Vaters davon widerhallte.

Da trat auch schon Hornung ein.

„Munter, mein Mädchen, munter? … Und weswegen so fröhlich?“ fragte er.

„Weil es den Prinzen Furchtlos nicht mehr gibt und er mich nicht mehr entführen kann!“ entgegnete sie lachend.

Sie setzten sich zum Abendbrot.

„Vater“, fragte das Mädchen, „woher hast du dein Pferd, mit dem du zur Jagd reitest?“

„Wozu diese Neugier?“ fragte er mit zusammengezogenen Brauen.

„Du weißt doch gut“, antwortete das Mädchen, „daß ich es bloß so, um nichts und wieder nichts, wissen will, denn jetzt gibt es den Prinzen Furchtlos nicht mehr, der mich entführen könnte.“

„Nun, du weißt, ich kann dir nichts abschlagen“, sagte Homung. „Also: weit von dieser Meeresküste entfernt wohnt eine Alte, die hat sieben Stuten. Sie dingt sich Leute, die ihr sie ein Jahr lang hüten (obzwar bei ihr ein Jahr nicht länger als drei Tage währt), und hütet einer sie gut, so darf er als Entgelt sich ein Füllen aussuchen; hütet er sie aber schlecht, so tötet sie ihn und spießt seinen Kopf auf einen Pfahl. Aber selbst wenn einer die Stuten gut hütet, führt sie ihn hinters Licht, denn sie nimmt allen ihren Pferden die Herzen aus dem Leib und legt sie in ein einziges hinein, so daß jener, der sie gehütet hat, fast immer ein Pferd ohne Herz im Leibe auswählt, und ein solches ist schlechter als ein ganz gewöhnliches … Bist du zufrieden, mein Kind?“

„Ja“, antwortete sie lächelnd.

Aber schon warf ihr Hornung ein rotes, leicht duftendes Taschentuch ins Gesicht. Das Mädchen sah ihrem Vater lange in die Augen wie jemand, der aus dem Traum erwacht und sich an nichts mehr erinnern kann. Sie hatte alles vergessen, was der Vater ihr erzählt hatte. Die Blüte am Fenster jedoch wachte durchs Blattwerk wie ein roter Stern durch die Zacken einer Wolke.

Am nächsten Tag, ganz früh am Morgen, ritt Hornung wieder aut die Jagd. Das Mädchen küßte unter leisem Raunen die rote Blüte, und Prinz Furchtlos entstand wie aus dem Nichts vor ihr.

„Nun, hast du es erfahren?“ fragte er sie.

„Ich weiß nichts“, sagte sie traurig und fuhr mit dem Hand­rücken über die Stirne. „Ich habe alles vergessen.“

„Ich jedoch habe alles gehört“, sagte er. „Leb wohl, mein Mädchen, bald sehen wir uns wieder.“

Er schwang sich auf ein Pferd und verschwand in der Einöde.

Unter der sengenden Glut des Tages erblickte er nahe dem Walde eine Stechmücke, die sich im heißen Sand herumwarf. „Prinz Furchtlos“, sagte die Stechmücke, „hebe mich auf und trage mich in den Wald, es wird dir nicht leid tun. Ich bin die Kaiserin der Stechmücken.“ Prinz Furchtlos trug sie bis in den Wald, den er durchqueren mußte. Als er aus dem Wald herauskam, ritt er wieder durch die Wüste am Meer entlang. Da erblickte er einen Krebs, den hatte die Sonne so versengt, daß er keine Kraft mehr besaß, ins Wasser zurückzukriechen … „Prinz Furchtlos“, sagte er, „wirf mich ins Meer, es wird dir nicht leid tun. Ich bin der Kaiser der Krebse!“ Prinz Furchtlos warf ihn ins Meer und zog seines Wegs.

Da, gegen Abend, kam er zu einer verfallenen und mit Pferdemist gedeckten Hütte. Einen Zaun ringsherum gab es nicht, statt dessen staken lange spitze Pfähle in der Erde, sechs davon trugen auf der Spitze je einen Kopf, und der siebente hatte keinen, schwankte unentwegt im Wind und krächzte: „Kopf! Kopf! Kopf! “ Auf dem Vorflur lag ein altes verrunzeltes Weib auf einem abgetragenen Schafspelz und hatte ihren aschgrauen Kopf in den Schoß einer jungen und schönen Dienstmagd gebettet, die sie kraute.

„Guten Tag“, sagte Prinz Furchtlos.

„Willkommen, Bursche“, sagte die Alte und stand auf. „Was treibt dich her? Was suchst du? Willst mir vielleicht die Stuten hüten?“

„Das will ich.“

„Meine Stuten weiden nur in der Nacht … Schau, du kannst sie gleich zur Weide führen … Los, Mädchen! Spring und bring dem Burschen das Essen, das ich für ihn bereitet habe, und heiß ihn sich sputen.“

Neben der Hütte war ein Keller in die Erde gegraben. Er trat hinein, und dort sah er sieben schwarze Stuten – sieben Nachtdunkel, die niemals das Tageslicht erblickt hatten. Sie wieherten und stampften den Boden. Er hatte seit dem Morgen nichts gegessen; so verzehrte er, was ihm die Alte bot, dann schwang er sich auf eine Stute und trieb die übrigen hinaus in die finstere und kühle Nachtluft. Doch allmählich spürte er, wie ihn bleischwer ein Schlaf überkam, sich in alle Adern einschlich; die Augen fielen ihm zu, und wie tot sank er auf der Weide ins Gras … Er erwachte, als der Morgen graute. Doch siehe da – die Stuten waren verschwunden. Schon sah er seinen Kopf auf den Pfähl gespießt, als in der Ferne, aus einem Walde, die sieben Stuten auftauchten, von einem endlosen Mückenschwarm gejagt; und eine feine Stimme erklang an seinem Ohr: „Du hast mir Gutes getan, ich hab’ dir’s vergolten.“

Als er mit den Pferden zurückkehrte, begann die Alte zu toben, kehrte in der Hütte das Oberste zuunterst und schlug das Mädchen, das daran nicht schuld war.

„Was gibt es, Mütterchen?“ fragte Prinz Furchtlos.

„Nichts“, sagte sie, „hab’ halt auch meine Launen. Gegen dich hab’ ich nichts … bin sogar sehr zufrieden.“ Dann ging sie in den Stall, hieb auf die Pferde ein und schrie: „Versteckt euch besser, ihr Verfluchten, daß er euch nicht mehr findet, mög’ ihn der Flimmel verdammen und die Hölle schlucken!

Am nächsten Abend führte er die Pferde auf die Weide, aber wieder sank er ins Gras und schlief, bis der Morgen graute. Vor Verzweiflung hätte er sich am liebsten auf und davon gemacht, doch da sah er plötzlich die sieben Pferde aus dem Meer steigen, und hinter ihnen eine Menge Krebse, die sie zwickten und zwackten. „Du hast mir Gutes getan“, sagte eine Stimme, „ich hab’ dir’s vergolten. “ Es war der Kaiser der Krebse. Prinz Furchtlos treibt die Pferde nach Hause, und alles verläuft wie beim vorigen Mal.

Doch im Laufe des Tages kommt die Dienstmagd der Alten zu ihm, drückt ihm die Hand und flüstert: „Ich weiß, du bist Prinz Furchtlos. Iß nicht mehr von dem, was dir die Alte kocht, denn es ist mit Schlafwurz zubereitet. Ich werde dir anderes Essen machen.“

Das Mädchen richtete ihm heimlich das Abendbrot, und zur Nacht, als er mit den Pferden losziehen sollte, fühlte er sich wunderbar frisch. Gegen Mitternacht kehrte er zurück, trieb die Pferde in den Stall, schloß sie ein und ging in die Stube. Im Herd, unter der Asche, glühten noch ein paar Kohlen. Die Alte lag ausgestreckt und starr wie eine Tote auf der Bank. Er dachte, sie sei gestorben, und rüttelte sie. Aber sie lag da wie ein Holzklotz und rührte sich nicht. Er weckte das Mädchen, das auf dem Backofen schlief.

„Schau“, sagte er, „deine Alte ist gestorben.“

„Ach woher! Die und sterben!“ entgegnete sie seufzend; „Ja, wirklich, jetzt ist sie wie tot. Gleich schlägt es Mitternacht … Ein Starrschlaf hat ihre Glieder gelähmt … aber wer weiß, an wieviel Kreuzwegen ihre Seele jetzt lauert, wer weiß, auf wieviel Zauberstraßen sie wandelt. Bis zum ersten Hahnenschrei saugt sie die Herzen der Sterbenden aus oder nimmt den Seelen der Unglücklichen die letzte Hoffnung. Ja, guter Freund, morgen ist es ein Jahr, daß du hier bist, nimm mich mit, und es wird dir von großem Nutzen sein. Ich werde dich aus vielen Gefahren erretten, die dir die Alte bereitet.“ Sie holte vom Grund einer alten wackligen Truhe einen Wetzstein, eine Bürste und ein Kopftuch hervor.

Am nächsten Morgen war für Prinz Furchtlos das Jahr um. Die Alte mußte ihm eines von den Pferden geben und ihn mit Gott ziehen lassen. Während sie beim Frühstück saßen, ging die Alte in den Stall, nahm allen sieben Pferden die Herzen aus dem Leib und legte sie in eine magere Schindmähre, der man die Pappen zählen konnte. Prinz Furchtlos dankte fürs Essen und ging auf das Geheiß der Alten, sich das Pferd auswählen, das ihm zustand. Die Pferde ohne Herzen hatten ein glänzichtes schwarzes Fell, die Schindmähre mit den sieben Herzen im Leibe lag in der Ecke auf einem Haufen Stallmist.

„Dieses wähle ich“, sagte Prinz Furchtlos und zeigte auf das magere Pferd.

„Wie, Gott verzeih mir, du sollst umsonst gedient haben?“ sagte die schlaue Alte; „warum nimmst du nicht, was dir zusteht? Wähle dir doch eines von diesen schönen Pferden … welches immer es sei, ich gebe es dir.“

„Nein, dieses will ich“, sagte Prinz Furchtlos und bestand auf seiner Wahl.

Die Alte knirschte vor Wut mit den Zähnen wie eine Besessene, dann schloß sie ihre schnarrende Maulklapper, damit das Gift, das in ihrem hinterhältigen Herzen brodelte, nicht herausspritze.

„Gut, nimm dir’s“, sagte sie schließlich.

Er stieg auf und ritt fort, den Streitkolben über der Schulter. Es war, als hatte sich die weite Einöde an seine Spuren geheftet, so flog er dahin wie ein Gedanke, wie ein Wirbelsturm; Sandwolken stiegen hinter ihm auf.

In einem Wald wartete das Mädchen, das war inzwischen geflohen. Er hob sie hinter sich aufs Pferd, und weiter ging’s. Die Nacht hatte die Erde mit Finsternis und Kühle überzogen. „Es versengt mir den Rücken“, sagte das Mädchen. Prinz Furchtlos blickte sich um. Aus einer hohen grünen Wirbelwolke starrten regungslos zwei glühende Augen, und rote Strahlen wie brennendes Feuer drangen dem Mädchen bis ins Mark.

„Wirf die Bürste!“ sagte das Mädchen.

Prinz Furchtlos gehorchte. Und plötzlich sahen sie, daß hinter ihnen ein dichter, großer, schwarzer Wald aus dem Boden wuchs, der von Blätterrauschen und hungrigem Wolfsgeheul widerhallte.

„Vorwärts!“ rief Prinz Furchtlos seinem Pferd zu, das dahinstob wie ein Dämon, den ein Fluch durch Nacht und Nebel jagt. Der fahle Mond glitt durch die grauen Wolken wie ein klares Antlitz durch trübe, trostlose Träume.

Prinz Furchtlos flog dahin … flog ohne Unterlaß.

„Es versengt mir den Rücken!“ sagte das Mädchen gepreßt, als hätte es sich lange bezwungen, um nicht laut aufzustöhnen.

Prinz Furchtlos blickte sich um und sah eine große graue Eule, an der bloß die roten Augen aufleuchteten wie Blitze, die eine Wolke entfesselt.

„Wirf den Wetzstein!“ sagte das Mädchen.

Prinz Furchtlos warf ihn hinter sich. Und plötzlich stieg ein grauer, regloser Fels lotrecht aus dem Boden, wie der Stein gewordene Schrecken, wie ein Riese, dessen Scheitel die Wolken berührt.

Prinz Furchtlos sauste so schnell durch die Luft, daß ihm war, als reite er gar nicht, sondern falle vom hohen Himmel in eine unsichtbare Tiefe.

„Es versengt mich!“ sagte das Mädchen.

Die Alte hatte den Felsen an einer Steile durchbohrte und kroch, in ein Rauchseil verwandelt hindurch, und das Seilende brannte wie ein Glutkorn.

„Wirf das Kopftuch!“ sagte das Mädchen.

Prinz Furchtlos gehorchte. Und auf einmal sahen sie hinter sich ein weites, klares, tiefes Wasser, in dessen bleichem Spiegel gründlings der silberne Mond und die Feuersterne badeten. Prinz Furchtlos vernahm in den Lüften langgezogene Zauberworte. Er blickte zu den Wolken. Zwei Wegstunden weit, verloren in den Räumen des Himmels, schwebte langsam, langsam die uralte Mitternacht mit Kupferschwingen durch die Bläue …

Als die Alte, wie von Sinnen, schon den halben weißen See durchschwommen hatte, warf Prinz Furchtlos den Streitkolben in die Wolken und traf die Mitternacht in die Schwingen. Sie fiel wie Blei zu Boden und krächzte kläglich zwölfmal hintereinander.

Der Mond verbarg sich in einer Wolke, und die Alte, von ihrem eisernen Schlaf erfaßt, sank in die verwunschene und unbekannte Tiefe des Sees. Aus seiner Mitte jedoch wuchs ein langer schwarzer Grashalm hervor. Es war die verdammte Seele der Alten.

„Wir sind sie los!“ sagte das Mädchen.

„Wir sind sie los!“ sagte das Pferd mit den sieben Herzen im Leibe.

„Mein Gebieter“, fügte es hinzu, „du hast die Mitternacht getroffen, so daß sie zwei Stunden vor der Zeit auf die Erde gefallen ist, und ich fühle, wie der Sand unter meinen Hufen sich wölbt. Die Gebeine, die hierunter den glühenden Wirbeln des Sandes begraben liegen, werden aufstehn und zum Mond steigen, wo sie ihre Feste feiern. Es ist gefährlich, jetzt unterwegs zu sein. Der kalte Gifthauch ihrer toten Seele könnte euch ums Leben bringen. Legt euch lieber schlafen, und ich werde inzwischen zu meiner Mutter zurückkehren, um noch einmal die Weißglut ihrer Milch zu trinken, damit ich wieder schön und glänzicht werde.“

Prinz Furchtlos befolgte die Worte. Er stieg vom Pferd und breitete seinen Mantel auf den Sand, der noch heiß war. Aber seltsam … dem Mädchen waren die Augen eingefallen, die Gesichtsknochen hervorgetreten, ihre sommerbraune Haut welkte bläulich dahin, und ihre Glieder wurden schwer wie Blei und kalt wie ein Stück Eis.

„Was ist mir dir?“ fragte Prinz Furchtlos.

„Nichts, gar nichts“, sagte sie mit verlöschender Stimme und legte sich, wie Espenlaub zitternd, auf den Sand. Prinz Furchtlos ließ das Pferd laufen und legte sich auf den Mantel, den er ausgebreitet hatte.

Er schlief ein; dennoch war ihm, als sei er noch nicht eingeschlafen. Das Häutchen über dem Augenlicht hatte sich feuerrot gefärbt, und da hindurch sah er, wie langsam der Mond herunterkam und immer größer wurde, bis er einer silbernen, heiligen Burg glich, groß am Himmel aufgehängt und zitternd in ihrem Glanz … mit hohen weißen Palästen … mit tausend rosafarbenen Fenstern; und vom Mond bis herunter auf die Erde spreitete sich eine breite prächtige Straße, die war mit Silberkies bestreut und mit Lichtstaub geebnet.

Aus dem Sand der großen Wüsten aber stiegen Gerippe auf … mit dürren Knochenschädeln … in lange weiße Mäntel gehüllt, die locker aus Silberfaden gewebt waren, so daß man durch sie hindurch die bleichen Totengebeine sah, Auf der Stirne trugen sie Kronen aus gesponnenem Licht mit langen vergoldeten Stacheln … und rittlings auf Pferdegerippen, zogen sie langsam, langsam dahin … in langen Reihen … silberne Schatten in wogenden Streifen … und stiegen den Mondweg hinan und verschwanden in den Marmorpalästen der Mondenburg, aus deren Fenstern Mondscheinmusik ertönte … eine traumhafte Musik. Da war ihm, als ob auch das Mädchen neben ihm sich langsam erhebe … als ob ihr Leib sich auflöste in Luft, daß nur das Gerippe übrigblieb, daß auch sie, von einem silbernen Mantel umwallt, die lichte Straße einschlage, die zum Mond führte. Sie ging hinüber ins trübe Reich der Schatten, woher sie, durch die Gaukeleien der Alten gelockt, auf die Erde gekommen war. Dann schien es grünlich durch seine Lider, dann wurde es finster, und er sah nichts mehr.

Als er die Augen auftat, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Das Mädchen war auch wirklich fort. Aber in der leblosen Wüste wieherte das schöne, glänzichte Pferd, trunken vom goldenen Sonnenlicht, das es nun zum ersten Mal schaute. Prinz Furchtlos schwang sich auf das Pferd, und kaum hatte er sein Glück in Gedänken gefaßt, so war er auch schon beim Felsen­schloß des Hornung angelangt.

Diesmal jagte Hornung sieben Tagesritte weit.

Er hob das Mädchen vor sich aufs Pferd. Sie schlang die Arme um seinen Hals und barg den Kopf an seiner Brust, während der lange Saum ihres weißen Kleides im Flug den Wüstensand streifte. Sie ritten so schnell, daß ihnen vorkam, die Wüste und die Meereswellen flögen, und sie stünden auf der Stelle. Und nur ganz leise vernahmen sie das Miauen des siebenköpfigen Katers.

Mitten im tiefen Wald hörte Hornung sein Pferd wiehern.

„Was gibt es?“ fragte er.

„Prinz Furchtlos raubt deine Tochter“, antwortete das Wun­derpferd.

„Können wir ihn ereilen?“ fragte Hornung verwundere, denn er war sicher, daß er den Prinzen Furchtlos getötet hatte.

„Nein, wahrlich“, entgegnete das Pferd, „er reitet auf einem meiner Brüder, der hat sieben Herzen im Leibe, und ich habe nur zwei.“

Hornung bohrte seine Sporen tief in die Flanken des Pferdes, das bäumte sich auf und stob davon … wie ein Wirbelsturm. Als er den Prinzen Furchtlos in der Wüste vor sich erblickte, sprach er zu seinem Pferd:

„Sag deinem Bruder, er soll seinen Gebieter in die Wolken schleudern und zu mir kommen; ich werde ihn mit Nußkernen füttern und mit süßer Milch tränken.“

Hornungs Pferd wieherte dieses seinem Bruder zu; aber sein Bruder sagte es dem Prinzen Furchtlos weiter. „Sag deinem Bruder“, sprach Prinz Furchtlos, „er soll seinen Gebieter in die Wolken schleudern, und ich werde ihn mit Glutkörnern füttern und mit Flammenlohe tränken.“

Dieses wieherte des Prinzen Furchtlos Pferd seinem Bruder zu, und dieser schleuderte Hornung bis in die Wolken. Die Wolken des Himmels erstarrten und verwandelten sich in einen grauen schönen Palast – doch aus zwei Wolkenwimpern blickten zwei Augen, blau wie der Himmel, aus denen lange Blitze fuhren. Es waren die Augen des Jägers Hornung, der nun ins Reich der Lüfte verbannt war.

Prinz Furchtlos zügelte den Schritt und setzte das Mädchen auf das Pferd ihres Vaters. Ein Tagesritt – und sie waren bei der stolzen Burg des Kaisers angelangt. Die Leute hielten den Prinzen Furchtlos für tot. Und deshalb tauchte der Tag die Luft in Feiertagshelle, als die Kunde seiner Ankunft sich verbreitete; und die Leute warteten und murmelten sich die frohe Botschaft zu, gleich einem Weizenfeld, durch das der Wind streicht.

Wie war es aber der Kaiserbraut Ileana währenddessen ergangen?

Sie hatte sich, sobald Prinz Furchtlos fortgeritten war, in einem Garten mit hohen Eisenmauern eingeschlossen; und dort, auf kalte Steine hingestreckt, den Kopf auf einen großen Kiesel gestützt, weinte sie diamantenklare Tränen in ein goldenes Becken. Da wuchsen in dem Garten, auf den vielen Beeten, die niemand aufsuchte und niemand begoß, aus dem unfruchtbaren Schotter und unter der Glut des Tages und der Dürre der Nacht, Blumen mit gelben Blättern, von der erloschenen trüben Farbe, wie sie die lichtlosen Augen der Toten haben – es waren die Blumen des Schmerzes.

Vom vielen Weinen war die Kaiserbraut Ileana erblindet, und ihre Augen sahen nicht mehr; doch war ihr, als schaue sie im Glanze des tränengefüllten Beckens wie in einem Traum die Gestalt ihres geliebten Bräutigams. Aber aus den beiden versiegten Quellen ihrer Augen flössen keine Tränen mehr. Hätte sie jemand in ihrem langen gelben Haar gesehen, das aufgeflochten und lose wie die Falten eines goldenen Mantels auf ihre kalte Brust fiel, hätte jemand den stummen Schmerz auf ihrem Antlitz erblickt, der wie mit einem Meißel in ihre Züge gegraben schien, so hätte er geglaubt, es sei eine zu Stein erstarrte Wellenfee, hingegossen auf ein Kieselgrab.

Doch als sie das Brausen vernahm, das seiner Ankunft vorausging, hellte ihr Gesicht sich auf; sie schöpfte eine Handvoll Tränen aus dem Becken und besprengte den Garten. Wie durch Zauberhand grünten die gelben Blätter der Baumalleen und der Beete auf wie Smaragd. Die traurigen und lichtlosen Blüten wurden schlohweiß wie Perlenglanz, und von der Tränentaufe erhielten sie, die Maiglöckchen, auch den Namen Tränenblumen.

Die blinde blasse Kaiserbraut ging langsam durch die Beete und pflückte viele, viele Tränenblumen, die sie neben dem Goldbecken zu einem Blumenbett spreitete.

Da trat Prinz Furchtlos zu ihr.

Sie warf sich an seine Brust, doch die Freude betäubte sie so sehr, daß sie bloß ihre erloschenen blinden Augen auf ihn richten konnte, als wolle sie ihn damit in ihre Seele aufnehmen. Dann nahm sie ihn an der Hand und zeigte ihm das Becken voll Tränen. Der klare Mond erblühte wie ein goldenes Antlitz in der tiefen Klarheit des Himmels. Luftig war die Nacht, und Prinz Furchtlos wusch sein Gesicht im Tränenbecken, dann hüllte er sich in den Mantel, den sie ihm aus Mondlicht gewoben hatte, und legte sich auf dem Blumenbett zur Ruhe. Die Kaiserbraut legte sich neben ihn, und es träumte ihr, daß die Muttergottes zwei blaue Morgensterne aus dem Himmel pflückte und sie ihr auf die Stirne legte.

Am nächsten Morgen, als sie aufwachte, konnte sie sehen.

Am übernächsten Morgen hielt der Kaiser Hochzeit mit Hornungs Tochter.

Am überübernächsten Morgen sollte Prinz Furchtlos Hochzeit halten.

Ein Lichtschwarm aus den Lüften hat den Musikanten gesagt, wie die Engel die Freuden-Hora spielen, wenn ein Heiliger geheiligt wird – und Strahlenschwärme, die aus dem Herzen der Erden aufgingen, haben ihnen gesagt, wie die Schicksalsfrauen singen, wenn sie am Wohle der Menschen weben. So fügten die meisterhaften Musikanten die hohe Freuden-Hora und das tiefe Wohlwollen in Töne und Worte.

Die feurige Rose, die silberne Lilie, die perlenfahlen Maiglöckchen, die sanften Veilchen und alle Blumen, alle kamen zusammen und sprachen jede in ihrem Duft; und lange hielten sie Rat, wie wohl der Glanz auf dem Brautkleid beschaffen sein müßte; dann vertrauten sie ihr Geheimnis einem blau- und goldgesprenkelten dienstbeflissenen Schmetterling an. Der zog flatternd, während die Braut schlief, mehrere Kreise über ihrem Gesicht und ließ sie in einem spiegelhellen Traum sehen, wie sie sich kleiden sollte. Sie lächelte, als sie im Traum so schön sich sah.

Der Bräutigam legte das Hemd aus Mondscheinfaden an, einen Perlengurt, den schneeweißen Mantel.

Und sie hielten eine stattliche und schöne Hochzeit, wie man auf Erden noch keine gesehen.

Und lebten geruhsam und in Glück und Frieden viele, viele Jahre; und wenn es wahr ist, was die Leute sagen: daß nämlich für die Schönen und Furchtlosen die Zeit nimmer vergeht, dann leben sie vielleicht noch heute.